Die Zusammensetzung von Fernwärmepreisen ist komplex und je nach Region unterschiedlich. Wir geben Ihnen hier Antworten auf die wichtigsten Fragen.
1. Wie setzt sich der Fernwärmepreis zusammen?
In der Regel setzt sich – wie bei Strom und Gas - auch der Fernwärmepreis aus einer festen Komponente, dem Grundpreis und einer verbrauchsabhängigen Komponente - dem Arbeitspreis - zusammen.
Grundpreis
Der Grundpreis ist ein jährlicher Fixbetrag und basiert auf der installierten Leistung der Heizanlage des Kunden in Kilowatt (kW). Der Grundpreis deckt die fixen Kosten des Anbieters ab – zum Beispiel die Aufwände für die Erzeugungstechnik, das Wärmenetz, Wartung und Betrieb sowie Personal.
Arbeitspreis
Der Arbeitspreis wird auf Grundlage des tatsächlichen Verbrauchs in Kilowattstunden (kWh) ermittelt. Diese Preiskomponente variiert je nach den Energiekosten und umfasst alle variablen Kosten der Wärmeerzeugung, wie zum Beispiel Menge des eingesetzten Brennstoffes. Wenn bei der Wärmeerzeugung CO2 anfällt, wird die CO2-Abgabe bzw. der Emissionspreis auf der Rechnung ausgewiesen.
2. Warum variieren die Fernwärmepreise zwischen verschiedenen Anbietern?
Preisunterschiede ergeben sich vor allem aufgrund von lokalen Gegebenheiten, der Art der Erzeugungsanlage und den Kosten für den Energieträger. Jeder Fernwärmeanbieter hat deshalb individuelle Preisgleitformeln, die spezifische Kostenindizes beinhalten und gewichtet werden, z. B. den Erdgas-, den Lohn-/Gehalts- oder auch den CO2-Preisindex. Diese unternehmensspezifische Preisgleitformel ist Bestandteil des jeweiligen Wärmeliefervertrags.
Preisunterschiede können zum Beispiel entstehen durch:
Kosten für die Erzeugung der Wärme
Die lokalen Voraussetzungen für die Art der Wärmeerzeugung sind oft sehr unterschiedlich. Die Kosten hängen von der Erzeugungsart und dem Energieträger ab. Bei Geothermieanlagen sind beispielsweise die Investitionskosten sehr hoch, aber die Betriebskosten niedrig. Bei Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen sind die Kosten ebenfalls relativ hoch, jedoch wird zusätzlich zur Wärme Strom produziert, was sich positiv auf den Wärmepreis auswirkt.
Kosten für den Bau und die Instandhaltung des Wärmenetzes
Diese Kosten sind von der städtebaulichen Struktur des Wärmeversorgungsgebietes abhängig. Insbesondere historische Innenstädte verfügen über eine sehr dichte Bebauung mit verwinkelten Gassen und historischen Gebäuden. Bau- und Instandhaltungsmaßnahmen am Wärmenetz sind in diesen Gebieten oft deutlich anspruchsvoller und zeitintensiver als in einem Neubaugebiet. Bei Tiefbaumaßnahmen hat zusätzlich die Bodenbeschaffenheit einen großen Einfluss auf die entstehenden Kosten.
Kosten, die sich aus der Struktur des Wärmeversorgungsgebietes ergeben
Wärmenetze mit einer hohen Anschlussdichte, d.h. vielen angeschlossenen Häusern im Verhältnis zur Größe des gesamten Wärmenetzes können effizienter genutzt werden als Wärmenetze mit geringerer Anschlussdichte.
3. Warum ändert sich der Fernwärmepreis regelmäßig?
Wärmelieferverträge laufen in der Regel über viele Jahre. Zahlreiche Kostenfaktoren können sich zugleich im Laufe der Zeit ändern, wie z. B. Rohstoffpreise oder Personalkosten. Das heißt: Wenn Erdgas, Heizöl, Holzpellets, Strom für Wärmepumpen etc. günstiger werden, profitieren auch Wärmekunden davon. Umgekehrt steigt der Wärmepreis, wenn die Preise für andere Energien steigen. Preisgleitformeln ermöglichen deshalb eine Anpassung des Wärmepreises sowohl nach oben als auch nach unten.
Preisgleitformeln sind eindeutig und nachvollziehbar und basieren auf der „Verordnung über Allgemeine Bedingungen für die Versorgung mit Fernwärme (AVBFernwärmeV)“ – haben also eine gesetzlich geregelte Grundlage. Die Neuberechnung des Fernwärmepreises erfolgt in regelmäßigem Turnus. Zeitpunkt und Intervall der Anpassung des Fernwärmepreises sind im Wärmeliefervertrag geregelt.
4. Können die Stadtwerke Frankenthal willkürlich über den Wärmepreis entscheiden?
Nein. Wärmepreise müssen objektiv und nachvollziehbar sein. Die Preise für Fernwärme ergeben sich aus der Preisgleitformel, die im Vertrag zwischen den Stadtwerke Frankenthal und den Kundinnen und Kunden festgelegt ist. Die Preisgleitformel, auf deren Grundlage auch Preisanpassungen erfolgen, muss so gestaltet sein, dass sie sowohl die Kostenentwicklung bei Erzeugung und Bereitstellung der Fernwärme sowie die Verhältnisse auf dem Wärmemarkt berücksichtigt. Die einzelnen Komponenten der Preisgleitformel basieren auf veröffentlichten Indexwerten z. B. vom Statistischen Bundesamt. So wird gewährleistet, dass eine objektive und nachvollziehbare Grundlage für Preisänderungen besteht und keine willkürliche Preisfestsetzung erfolgt. Die Indizes bilden die Preisentwicklung von wesentlichen Kostenfaktoren ab. Zu den in Wärmelieferverträgen berücksichtigten Indexwerten gehören beispielsweise:
5. Warum sinkt der Fernwärmepreis nicht direkt, wenn an den Rohstoffbörsen die Preise fallen?
Fernwärmepreise reagieren nicht unmittelbar auf kurzfristige Schwankungen der Energiepreise an den Börsen. Marktentwicklungen kommen in der Regel zeitverzögert bei den Kundinnen und Kunden an – das gilt sowohl für steigende als auch sinkende Preise.
6. Wo gibt es Informationen, um die Kalkulationen und Preisanpassungen nachvollziehen zu können?
Fernwärmekunden können die Preisberechnung und -anpassungen in den Vertragsunterlagen und den jährlichen Abrechnungen einsehen. Die Fernwärmelieferanten sind dazu verpflichtet, die verwendeten Preisgleitformeln und die darin enthaltenen Indizes klar und eindeutig anzugeben. Diese Transparenz ermöglicht es, jede Preisänderung im Detail nachzuvollziehen.
Seit Mai 2024 besteht außerdem eine Fernwärme-Preistransparenzplattform - www.waermepreise.info. Auf dieser Plattform können Sie sich eine Übersicht über die Fernwärme-Tarife in Deutschland verschaffen.